NIEDRIGGRADIGE PLATTENEPITHELIALE INTRAEPITHELIALE LÄSIONEN (LSIL)

NIEDRIGGRADIGE PLATTENEPITHELIALE INTRAEPITHELIALE LÄSIONEN (LSIL)
Diane D. Davey, MD

Eine Dysplasie des Plattenepithels ist durch mindestens einige, plattenepithelialen Merkmale im Zytoplasma der atypischen Zellen charakterisiert (De May 1996). Der Grad der Dysplasie spiegelt den Reifegrad der beteiligten Zellen. So ähneln Zellen einer leichten Dysplasie reifen Metaplasie-, Superfizial- und Intermediärzellen, während höhergradig dysplastische Epithelien weniger reifen normalen Epithelien wie Parabasal- und/oder unreifen Metaplasiezellen entsprechen. Seitdem „ The Bethesda System for Classification of Cervical Vaginal Diagnoses“ aufkam, wurde die Anwendung des Begriffs „Dysplasie“ vernachlässigt, zugunsten von „niedriggradige plattenepitheliale intraepitheliale Läsion (LSIL)“ oder „hochgradige plattenepitheliale intraepitheliale Läsion (HSIL)“ nachgelassen. In diesem Atlas wird die Terminologie des Bethesda Systems 2001 benutzt.

Das morphologische Bild von LSIL (einschließlich HPV-assoziierter Veränderungen) im ThinPrep®-Präparat, gleicht im Wesentlichen dem des konventionellen Pap-Abstriches. Teilweise ist diese Ähnlichkeit auf die Fähigkeit reifer Plattenepithelien zurückzuführen, trotz unzureichender Fixierung oder Abstrichartefakten, ihre Integrität beim konventionellen Abstrich zu erhalten. Diese Widerstandsfähigkeit ist eine Folge der Zellrigidität aufgrund zytoplasmatischer Keratinisierung.

Aufgrund ihrer Morphologie gehören die Zellen niedriggradiger Läsionen zu den am einfachsten nachweisbaren intraepithelialen Neoplasien. Im Vergleich sind LSIL-Kerne die größten Kerne, weisen jedoch eine niedrigere Kern-Plasma-Relation als HSIL oder Karzinome auf. Diese Zellen besitzen eine ausgeprägtere Kernatypie als ASC-US, was sich in einem vergrößerten Kern, einer leichten Chromatinvergröberung und geringen Unregelmäßigkeiten der Kernmembran zeigt. Ihre Kerne können gelegentlich nicht so hyperchromatisch sein wie im konventionellen Abstrichen, aber sie erscheinen stets hyperchromatisch im Vergleich zu den normalen Zellen der Umgebung. Die HPV-assoziierten Veränderungen (z.B. Vakuolisierung des Zytoplasmas) erscheinen aufgrund der Flüssigfixierung und der Transfertechnik ausgeprägter, da diese die Zelldistorsion der konventionellen Abstrichmethode vermeiden. Das ThinPrep® -Verfahren erhält diese Zellenveränderungen besser, und erlaubt so eine einfachere Unterscheidung zwischen echten HPV-induzierten zytoplasmatischen Halos und benignen oder degenerativen Vakuolen und/oder glykogenhaltigen Plattenepithelien.


Da die Zellen reife Plattenepithelien sind, behalten sie ihre polygonale Form, und in den meisten Fällen auch ihre normale Größe. Die Kerne sind mindestens 3-4 mal so groß wie die Kerne normaler Intermediärzellen. Wenn jedoch HPV-assoziierte Veränderungen vorhanden sind, können die Zellen kleiner (fast parakeratotisch) sein, die Kerne können auch kleiner und etwas pyknotisch erscheinen sowie eine Doppel- und/oder Mehrkernigkeit aufweisen. Diese pyknotischen Kerne besitzen auch dysplastische Merkmale wie Hyperchromasie, eine Größenzunahme gegenüber normalen Superfizialzellen und eine leichte Variation in Form und Größe. Es ist wichtig zu betonen, dass eine Bewertung als LSIL mit HPV-Zeichen sowohl eindeutige zytoplasmatische Halos als auch die oben beschriebene atypische Kernmorphologie vorraussetzt.

Einige SIL-Fälle zeigen eine Kombination von LSIL- und HSIL-Zellen. Hier sollte die höchstgradige Auffälligkeit die Bewertung des ThinPrep® PapTests bestimmen. Gelegentlich ist es schwierig LSIL von HSIL zu unterscheiden. Merkmale, die für HSIL sprechen sind eine erhöhte Kernplasmarelation, ein unreifes Zytoplasma und ausgeprägtere Kernatypien. In seltenen Fällen kann eine SIL entweder wegen der geringen Zahl abnormer Zellen oder wegen echter Grenzfälle nicht eingestuft werden. Solche Fälle haben eine höhere Wahrscheinlichkeit der Progression und eine Bewertung als „SIL, Grad kann nicht bestimmt werden“ oder eine ähnliche Terminologie ist am vernünftigsten. Bioptische Follow-up Studien von ThinPrep®-LSIL-Präparaten ergeben am häufigsten histologisch auch geringgradige Veränderungen, doch liegen in 15-20% der zytologischen SIL histologische Befunde schweren Grades vor.

LOOK-ALIKE ENTITES (Differentialdiagnosen):

Die LSIL hat wenige wichtige Differentialdiagnosen, obwohl sie, aufgrund der sofortigen Fixierung mit dem ThinPrep® PapTest, und der daraus resultierenden besseren Darstellung von Zellen und ihren Merkmalen, leichter zu differenzieren ist. Über die differentialdiagnostischen Kriterien, und die zugehörigen Bilder zur Unterscheidung von LSIL und ASC-US, informieren Sie sich bitte im ASC-US-Kapitel.

Reaktiv
(Mikroorganismen
oder Entzündung)
Regeneration
(Typisch)
LSIL
(HPV)
Zelluläre Präsentation Einzeln oder in Sheets Flache sheets und Gruppen Einzeln oder in Sheets
Zelltyp Alle Zelltypen betroffen Endozervikal-/ Metaplasiezellen Reife Plattenepithelien
Kerne Bis zu 1,5x vergrößert


Doppel-/ Mehrkernigkeit kann vorhanden sein


Kernmembranen glatt

Variable Vergrößerung – leicht bis erheblich


Doppel-/ Mehrkernigkeit kann vorhanden sein


Kernmembranen glatt

3-4x vergrößert


Doppel-/ Mehrkernigkeit kann zusammen mit HPV vorhanden sein


Kernmembranen glatt bis leicht unregelmäßig

Chromatin Feinkörnig, gleichmäßig verteilt


Hyperchromasie nicht vorhanden

Feinkörnig, gleichmäßig verteilt


Hyperchromasie nicht vorhanden

Fein- bis grobkörnig, gleichmäßig verteilt


Leicht hyperchromatisch

Nukleoli Klein und häufig multipel, uniform Klein bis prominent und häufig multipel Unauffällig oder fehlend
Zytoplasmatische Präsentation Perinukleäre Halos häufig vorhanden, kleine, multiple Vakuolen können aufgrund von Degeneration vorhanden sein Vakuolisiertes Zytoplasma in lockeren, gewebekultur- ähnlichen Verbänden Dichte, polygonale Form mit oder ohne klare HPV- Vakuolisierung und einem peripheren dichten Zytoplasmasaum

LITERATUR:

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